Hyperthermie als komplementäre Krebstherapie – Was passiert bei der Überwärmungstherapie?

10. Juli 2017

Die Hyperthermie arbeitet mit gezielter lokaler Überwärmung des Tumorgewebes, um dieses anzugreifen. Alleine durch die Lokale Hyperthermie verschwindet ein Tumor jedoch nicht, denn dazu wären Temperaturen notwendig, die auch gesunde Körperregionen schädigen. Deshalb wird die Hyperthermie komplementär, also in Ergänzung zu Standardmethoden eingesetzt und soll den Tumor durch die Überwärmung gegenüber Chemo- und Strahlentherapie empfindlicher und damit angreifbarer machen.

Im Nachfolgenden erklären wir Ihnen, wie dies funktioniert und warum die Lokale Hyperthermie als komplementäre Krebstherapie wissenschaftlich nachweisbar das Tumorgewebe angreift.

Hyperthermie als komplementäre Krebstherapie

Hyperthermie unterstützt als komplementäre Krebstherapie die Chemo- oder Strahlentherapie.

#1 Lokale Hyperthermie Wirkungsweise: Überwärmung schädigt ausschließlich Tumorgewebe

Bei der Lokalen Hyperthermie wird ein elektromagnetisches Feld aufgebaut – es entsteht ein Stromfluss im Körper, der vom Patienten unbemerkt bleibt und schmerzfrei ist. Doch wie genau wird gesteuert, welches Gewebe überhitzt wird und welches nicht? Um dies zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass Tumorgewebe im Gegensatz zu gesundem Gewebe Zucker zu Milchsäure verstoffwechselt und somit überwiegend sauer ist – saures Gewebe wiederum leitet den Strom besser. Der Strom sucht, wie wir alle aus der Schulzeit im Physikunterricht wissen, den Weg des geringsten Widerstands und damit den Weg durch das saure Tumorgewebe.

So wird durch das elektromagnetische Feld mehr Energie in das Tumorgewebe abgegeben als in das gesunde Gewebe. Hierdurch bündelt sich die Wärme im Tumorgewebe und bewirkt dort Temperaturen bis zu 43 °C. Der Rest des Körpers hingegen wird lediglich leicht erhöhten Temperaturen von 38 °C ausgesetzt – genau wie bei leichtem Fieber sind 38 °C völlig ungefährlich. Durch die Überwärmung des Tumors auf 43 °C werden die dort vorhandenen Eiweißstoffe angegriffen und die Krebszellen geschädigt.

Zur größtmöglichen Schädigung des Tumorgewebes wird die Hyperthermie in Kombination mit einer Chemo- oder Strahlentherapie eingesetzt, wodurch eine synergetische Wirkung zwischen Lokaler Hyperthermie und Chemo- oder Strahlentherapie nachgewiesen werden konnte. Das bedeutet im Klartext: Durch die Hyperthermie wird es der Chemo- oder Strahlentherapie möglich, das Tumorgewebe stärker anzugreifen.

Hyperthermie als Monotherapie kommt jedoch nur in Einzelfällen und auf Wunsch des Patienten zum Einsatz, da die bestmöglichen Ergebnisse tatsächlich in der Kombination der beiden Behandlungsmethoden nachgewiesen werden konnten.

 

#2 Lokale Hyperthermie Wirkungsweise: Versorgung des Tumorgewebes wird erschwert

Jedes Gewebe wird durch Adern mit Nährstoffen versorgt, so auch das bösartige Tumorgewebe. Neben der Schädigung der einzelnen Tumorzellen kommt es durch Hyperthermie auch in den versorgenden Adern des Tumors zum Verklumpen der Eiweißstoffe.

Das kann man mit dem Kochen eines Eis vergleichen: Das Eiweiß stockt, es wird weiß und ist nicht mehr flüssig. Durch diese kleinen „Verstopfungen“ der Tumoradern wird die Blutversorgung und damit die Nährstoffzufuhr gestört und reduziert, was eine starke Schädigung des Tumorgewebes begünstigt.

Hyperthermie in der Krebstherapie – Krebszellen werden geschädigt und angreifbarer gemacht.

Krebszellen werden durch die Hyperthermie geschädigt und angreifbarer gemacht.

#3 Lokale Hyperthermie Wirkungsweise: Empfindlichkeit des Tumorgewebes ist abhängig vom Zellteilungsstadium

Die synchrone Zellteilung und in welchem Rhythmus diese stattfindet, ist für gesundes Gewebe charakteristisch. Tumorzellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie keinen gemeinsamen Rhythmus mehr haben und sich demnach nicht synchron verhalten – sie können sich alle in unterschiedlichen Stadien der Zellteilung befinden.

Da je nach Zellteilungsstadium eine Tumorzelle unterschiedlich empfindlich gegenüber Chemo- und Strahlentherapie ist, ist es erstrebenswert, die Tumorzellen zu synchronisieren, sodass eine Behandlung während des empfindlichsten Stadiums der Tumorzellen stattfinden kann.

Die Hyperthermie bewirkt also, dass die Tumorzellen wieder einen gemeinsamen Rhythmus finden, und synchronisiert sozusagen das Tumorgewebe. Die Tumorzellen werden durch die Hyperthermie quasi in einem sehr empfindlichen Stadium gehalten, in welchem sie für die Strahlentherapie besonders angreifbar sind.

 

#4 Lokale Hyperthermie Wirkungsweise: Hitzeschockproteine helfen körpereigenen Abwehrzellen

Ein positiver Zusatzeffekt von Lokaler Hyperthermie wurde bei der Erforschung von Fieber entdeckt. Erwärmte Zellen sind durch erhöhte Temperaturen „gestresst“ und bilden Eiweißstoffe (Hitzeschockproteine), die sie an der Zellmembran ablagern.

Dies ist wie ein großes, rotes Ausrufzeichen für unser Immunsystem. Denn durch diese besonderen Oberflächenmerkmale erkennen die körpereigenen Abwehrzellen (Killerzellen) die Tumorzellen leichter als Feind, und es wird ihnen möglich, diese effektiver anzugreifen.

 

Fazit: Synergie zwischen Standardtherapie und Hyperthermie bringt den entscheidenden Vorteil

Bei vielen Krebsformen konnte ein positives Zusammenspiel zwischen Standardtherapien (Chemo- und Strahlentherapie) und der Lokalen Hyperthermie festgestellt werden, und die oben genannten Vorgänge im Körper sind wissenschaftlich untermauert.

Trotzdem soll betont werden, dass die Hyperthermie als alleinige Behandlung nur in Ausnahmefällen empfohlen wird. Vielmehr sollte sie ergänzend zu einer Standardtherapie eingesetzt werden, um die Erfolgschancen einer Chemo- oder Strahlentherapie zu optimieren. Da es vielfältige Behandlungsstrategien gibt, sollten Patienten sich bei einem Arzt für komplementäre Krebsmedizin über die synergistischen Effekte zwischen Standardtherapien und der Hyperthermie beraten lassen.

 

 

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