Wer sich über Krebstherapien informiert, findet neben der Strahlen- und Chemotherapie auch alternative Krebstherapien wie die Hyperthermie. Diese Therapieform wird bis heute in der Regel noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Schnell entsteht Unsicherheit: Bedeutet das, dass die Wirkung von Hyperthermie nicht medizinisch bewiesen ist? Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Es gibt viele Studien, die die Wirksamkeit von Hyperthermie bestätigen.
In 2005 entschied der Bundesausschuss der Kassen, dass die Hyperthermie nicht in den Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen aufgenommen wird. Die Begründung dafür war, dass die Technologie sich noch im Stadium der Forschung und Entwicklung befände. Doch seitdem ist viel in der Forschung zur Hyperthermie passiert, und es wurden neue, wegweisende Studien veröffentlicht, die die Wirksamkeit von Hyperthermie untermauern.
Die aktuelle Forschung zur Krebstherapie mit Hyperthermie wird vor allem von Prof. Dr. van der Zee (Niederlande), Prof. Dr. Issels (München) und Dr. Jones (USA) vorangetrieben. Diese und andere Mediziner tragen mit sogenannten Phase-III-Studien entscheidend zum Beweis der Wirksamkeit der Therapiemethode bei. Denn die Befunde sprechen eine einheitliche Sprache: Hyperthermie unterstützt als ergänzende Therapieform den Heilungsprozess. Die Ergebnisse der wichtigsten aktuellen Studien zur Wirksamkeit von Hyperthermie sehen wir uns im Folgenden genauer an.
Kaum war die Entscheidung des Bundesausschusses gefallen, veröffentlichten Dr. Ellen Jones und ihr Team schon ein überzeugendes Gegenargument: In einer klinischen Studie bewiesen sie den positiven Effekt von Hyperthermie bei der Behandlung von oberflächlichen Karzinomen. Die meisten der 109 untersuchten Patienten litten an Brustkrebs, einige wenige an Kopf-Hals-Tumoren oder Hautkrebs. Die Ergebnisse sind besonders interessant für Frauen, bei denen der Brustkrebs erneut aufgetreten ist: Patienten, die eine zweite Strahlentherapie erhielten, die durch Hyperthermie unterstützt wurde, konnten in 68 % der Fälle geheilt werden. Bei den Patienten, die keine Hyperthermiebehandlung erhielten, waren es nur 24 %.
Doch auch bei Brustkrebs-Patientinnen, die zum ersten Mal mit Strahlentherapie behandelt wurden, förderte Hyperthermie die Heilung: Nach einer Therapie mit ergänzender Hyperthermie gingen bei 66 % der Patienten die Karzinome vollständig zurück – ohne Hyperthermiebehandlung war dies bei 42 % der Patienten der Fall.
Eine wichtige Studie, die die langfristige Wirkung von Hyperthermie beweist, wurde 2008 von Martine Franckena und ihrem Team in Rotterdam veröffentlicht. Sie haben 114 Frauen mit Gebärmutterhalskrebs beobachtet und ihren Heilungsprozess nach 12 Jahren verglichen. Eine Gruppe wurde nur mit Strahlentherapie behandelt, die andere mit Strahlentherapie und zusätzlicher Hyperthermie.
Das Ergebnis zeigt: Die Heilungschancen bei zusätzlicher Therapie mit Hyperthermie waren größer. Nach den 12 Jahren lebten noch 37 % der Patientinnen in der Hyperthermie-Gruppe und 20 % der Patientinnen der Gruppe, die nur eine Strahlentherapie erhalten haben.
Prof. Dr. Rolf D. Issels und seine Kollegen untersuchten die Wirkung von Hyperthermie bei der Behandlung von bösartigen Sarkomen. Zehn Jahre lang beobachteten sie 341 Patienten, die entweder nur mit Chemotherapie oder mit Chemotherapie und zusätzlicher Hyperthermie behandelt wurden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie 2010: In der Gruppe mit ergänzender Hyperthermiebehandlung sprachen mehr als doppelt so viele Patienten auf die Therapie an, genauer gesagt 29 % im Vergleich zu 13 % in der Gruppe ohne Hyperthermie.
Auch langfristig bewies sich die Therapie von Weichteilsarkomen mit Chemotherapie und komplementärer Hyperthermie als erfolgreicher. Zwei Jahre nach der Behandlung waren 76 % der Patienten noch immer krebsfrei. Bei den Patienten, die keine ergänzende Hyperthermie erhielten, waren es nur 61 %.
Die genannten Studien zeigen: Die Forschung zur Wirkung von Hyperthermie nimmt Fahrt auf. Spannende neue Erkenntnisse werden zum Beispiel aus München erwartet. Hier forschen Prof. Dr. Issels und das Team des Universitätsklinikums aktuell an der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs und Enddarmkrebs mit ergänzender Hyperthermie.
Es bleibt zu hoffen, dass die aktuellen Ergebnisse den Bundesausschuss der Kassen überzeugen, das Kapitel Hyperthermie erneut aufzuschlagen, und diese Behandlungsform schließlich in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen.
Damit würden sie dem Beispiel der Niederlande folgen: Hier haben die Studien von van der Zee bereits bewirkt, dass Hyperthermie als Standardtherapie anerkannt wird. Angesichts der positiven Ergebnisse aktueller Studien über die Wirkung von Hyperthermie ist das hoffentlich auch in Deutschland nur noch eine Frage der Zeit.
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