Psychoonkologie: Häufige Fragen zur psychologischen Hilfe bei Krebs

12. Mai 2020

„Sie haben Krebs.“ Für Betroffene ist diese Diagnose ein Schock und stellt das Leben komplett auf den Kopf. Doch viele Krebspatienten fühlen sich mit ihren Sorgen allein gelassen. Sie wollen ihre Freunde und Familie nicht belasten und für sie stark bleiben. So bleiben viele Ängste unverarbeitet.

Oft wird der ganze Fokus auf die Behandlung gelegt – und eines vernachlässigt: die psychische Gesundheit der Betroffenen. Den Patienten hier zu unterstützen ist die Aufgabe der Psychoonkologie.

Psychoonkologische Betreuung für Krebspatienten

Die psychoonkologische Betreuung hilft, das Leben mit Krebs zu erleichtern.

Was ist Psychoonkologie?

Die Psychoonkologie bietet psychotherapeutische Hilfe bei Krebs. Sie schaut auf die vielseitigen psychosozialen Probleme, die Patienten durch ihre Krebserkrankungen erleben. Ihr Ziel ist es, die psychische Belastung durch die Krebserkrankung zu reduzieren und Betroffene bei der Bewältigung und Verarbeitung der Erkrankung zu unterstützen. Die Beratungs- und Betreuungsangebote richten sich in erster Linie an Krebspatienten, aber auch an ihre Angehörigen.

In den psychoonkologischen Sitzungen geht es nur um den Patienten – wie es ihm geht, welche Ängste oder Sorgen ihn plagen, wie er mit seiner Krebserkrankung umgeht. Gegenüber dem Therapeuten kann der Patient ganz offen sein und alle, auch negative Gedanken aussprechen. Mit fundierten psychotherapeutischen Methoden unterstützt der Therapeut den Patienten dabei, einen besseren Umgang mit seiner Situation zu finden.

Der Fokus der Therapie und die angewandten Therapiemethoden richten sich nach den Bedürfnissen des Patienten. Auch der Umfang hängt vom individuellen Bedarf ab und kann vom einmaligen Gespräch bis zur langfristigen Begleitung reichen.

Zu den Zielen der Psychoonkologie gehören:

  • Auseinandersetzung mit und Verarbeitung des Diagnose-Schocks
  • Persönliche Kraftquellen und Ressourcen zur Krisenbewältigung finden
  • Ängste und Sorgen abbauen
  • Existenzielle Fragen zum Tod oder Sinn des Lebens bearbeiten
  • Kommunikation mit Angehörigen und Ärzten erleichtern
  • Als Betroffener aktiv werden und Kontrolle über die Situation übernehmen
  • Lebensqualität verbessern und das Leben mit Krebs erleichtern

 

Erfahrungsbericht: Wie kann die Psychoonkologie Krebspatienten helfen?

Wie erleben Krebspatienten die psychoonkologische Therapie? Wie hat die Betreuung die persönliche Situation verbessert? Einen Einblick erhalten Sie in diesem Psychoonkologie Erfahrungsbericht einer Krebspatientin:

Warum ist die Psychoonkologie ein wichtiger Teil der Krebstherapie?

Psychische Belastungen kosten den Patienten wertvolle Energie, die sie zur Bewältigung ihrer Erkrankung benötigen. In der Krebstherapie werden aber meist nur körperliche Symptome behandelt – psychische Leiden bleiben verborgen.

Die Psychoonkologie gibt diesen psychischen und sozialen Aspekten Raum und bindet sie in die Krebstherapie ein. Sie hat den Anspruch, den Patienten ganzheitlich zu betrachten. Dabei stärkt sie die Psyche des Patienten, welche wiederum einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden hat. So hilft die Psychoonkologie den Patienten zurück in ihre Kraft.

Studien haben ergeben, dass eine psychoonkologische Betreuung Depression, Ängste und körperliche Beschwerden wie Schmerzen oder Übelkeit verringert. Außerdem konnte die Lebensqualität verbessert werden. Insgesamt geht man davon aus, dass eine gestärkte Psyche die Abwehrkraft und Resilienz stärkt. So kann die Psychoonkologie ergänzend zur Strahlen- oder Chemotherapie den Behandlungserfolg unterstützen.

Mehr zur ganzheitlichen Krebstherapie lesen Sie hier: Ganzheitliche Medizin – Wie ganzheitlich kann Medizin überhaupt sein?

 

Für wen und wann wird die psychoonkologische Betreuung empfohlen?

Ganz gleich ob Brustkrebs, Darmkrebs oder Prostatakrebs – grundsätzlich steht jedem Krebspatienten eine psychoonkologische Betreuung zu. Nicht jeder Krebspatient braucht Hilfe, doch jeder kann von ihr profitieren.

Eine psychoonkologische Betreuung wird empfohlen für Krebspatienten, die sich von der Situation überwältigt fühlen. Die Zukunftsunsicherheit, Antriebslosigkeit, Angst oder Depression belasten. Insbesondere Betroffene, die sich allein fühlen und nicht ausreichend soziale Unterstützung aus ihrem Umfeld erfahren, profitieren von der Betreuung. Aber auch Patienten, die bereits vor der Erkrankung psychische Probleme hatten.

Krebspatienten können eine psychoonkologische Betreuung zu jedem Zeitpunkt der Erkrankung in Anspruch nehmen. Gleich nach der Diagnose kann der Therapeut bei der Verarbeitung des Schocks und beim Einleiten der ersten Schritte helfen. Doch auch im Laufe der Behandlung oder beim Rückgang in den Alltag nach der Therapie ist die Psychoonkologie eine wertvolle Unterstützung.

 

Welche Wege der psychoonkologischen Betreuung gibt es?

Wer eine langfristige psychoonkologische Betreuung in Anspruch nehmen möchte, hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten: eine Einzeltherapie oder eine kompetent geführte Krebs-Selbsthilfegruppe.

In der Einzeltherapie arbeiten Krebspatienten eng mit ihrem Therapeuten zusammen. In den Gesprächen werden Ängste, Sorgen und andere Beschwerden thematisiert – im Grunde alles, was den Patienten beschäftigt. Die individuelle Situation des Betroffenen steht im Mittelpunkt.

Die Alternative oder Ergänzung zur Einzeltherapie sind Selbsthilfegruppen. Hier können sich Betroffene in ähnlichen Situationen austauschen. Dabei ist es wichtig, dass die Gruppe von einem psychoonkologischen Therapeuten geführt wird. Er oder sie kann die Gespräche in konstruktive Bahnen leiten und Teilnehmer in kritischen Situationen auffangen.

 

Welche Therapieformen gibt es in der Psychoonkologie?

Die angewandte Methode richtet sich nach dem Patienten und dem, was er in seiner Situation braucht. Es gibt verschiedene psychoonkologische Therapie-Ansätze, die einzeln verfolgt oder auch kombiniert werden können.

In unserer Praxis arbeiten wir in erster Linie mit der existenziellen Psychoonkologie. Dabei lassen wir Ideen und Ansätze aus anderen Therapierichtungen einfließen. Einige Therapieformen möchten wir Ihnen kurz vorstellen.

1. Existenzielle Psychotherapie: Wenn Krebs die großen Fragen des Lebens aufwirft

Die existenzielle Psychotherapie bietet Raum und Mittel, um sich mit den großen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen: Fragen nach der Sterblichkeit, nach dem Sinn des Lebens, nach der letztlichen Einsamkeit jedes Menschen. Begründet wurde diese tiefenpsychologische Therapieform von Rollo May und Irvin Yalom.

Der Therapeut und Patient arbeiten auf Augenhöhe zusammen, um diese eher philosophischen Probleme zu bearbeiten. Denn eine klare Antwort gibt es nicht. Stattdessen soll ein besserer Zugang zu und Umgang mit den Ängsten gefunden werden, um sie so abzubauen.

Das Ziel ist es, das Gewicht der existenziellen Fragen zu heben und eine lebensbejahende Haltung zu entwickeln. Um dies zu erreichen, wird die Selbstreflexion des Patienten, seine Autonomie und Handlungsfähigkeit gestärkt.

Hilfe bei Krebs: psychoonkologisch geführte Selbsthilfegruppen

Große Hilfe bei Krebs: kompetent geführte Selbsthilfegruppen

2. Hypnotherapie: Als Krebspatient die eigenen Stärken aktivieren

Die Hypnotherapie nach Milton Erickson fokussiert sich voll und ganz auf die Stärken und Ressourcen des Patienten. Sie sind das Mittel, mit denen der Patient seine Ängste und Probleme überwinden kann. Er trägt sie also schon in sich – muss nur lernen, sie zu aktivieren.

Da jeder Mensch mit anderen Problemen und Stärken in die Therapie kommt, wird das therapeutische Vorgehen individuell auf ihn ausgerichtet. Es wird davon ausgegangen, dass der Patient der Experte seiner selbst ist, also den Prozess (unbewusst) leiten sollte. Jede psychoonkologische Therapie sieht je nach Patient also ganz unterschiedlich aus.

Im Fokus steht jedoch immer, die persönlichen Fähigkeiten des Patienten zu stärken. Es geht darum, dass er sich von behindernden Erfahrungen und Gedanken befreit. Stattdessen schöpft er aus seinen Ressourcen, um Lösungen zu finden.

3. Psychosynthese: Selbstbestimmung stärken – auch während einer Krebserkrankung

Die Psychosynthese nach Roberto Assagioli macht es sich zur Aufgabe, die innere Beobachtung zu schulen und so die Willenskraft und Entscheidungsfähigkeit des Krebspatienten zu stärken.

Sie geht davon aus, dass der Mensch verschiedene Teilpersönlichkeiten hat, bewusste und unbewusste. Das „höhere Selbst“ (die Seele) trägt dabei das Wachstumspotenzial des Menschen. Sich mit diesem zu verbinden ist das Ziel der Therapie, um Energien und Kräfte zu befreien.

In der Therapie werden Techniken angewandt, die schnell zu ersten Erfolgen führen sollen. Dazu gehören unter anderem spontanes Zeichnen oder Aufstellungsarbeit. Handeln statt analysieren ist hier das Leitbild.

 

Ist Psychoonkologie eine Kassenleistung?

Ja, sowohl private als auch gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für die psychoonkologische Betreuung. Dazu muss zunächst eine Diagnose attestiert werden, zum Beispiel einer Belastungsstörung, Anpassungsstörung oder leichten Depression. Auf Grundlage dieser Diagnose kann ein Antrag auf Psychotherapie bei den Krankenkassen eingereicht werden.

Wie viele Psychoonkologie-Sitzungen als Kassenleistung übernommen werden, kann variieren. Erkundigen Sie sich am besten im Vorfeld bei Ihrer Krankenkasse.

 

Wie finde ich eine psychoonkologische Beratung und Betreuung?

Angebote zur psychoonkologischen Beratung finden Sie in vielen Kliniken, Schwerpunktpraxen für Krebs und Krebszentren. Krebsberatungsstellen bieten meist eine psychologische Ersthilfe an und verweisen Sie dann an Ansprechpartner in Ihrer Nähe. Hier finden Sie eine Liste von Krebsberatungsstellen.

Für eine längerfristige Betreuung ist es sinnvoll, sich an einen niedergelassenen Psychoonkologen zu wenden. Dies kann ein Psychotherapeut oder ein Onkologe mit entsprechender Qualifikation sein. Sprechen Sie dazu auch Ihren behandelnden Arzt an, dieser kann Ihnen Ansprechpartner empfehlen.

 

Haben Sie weitere Fragen zur psychoonkologischen Beratung oder sind Sie auf der Suche nach einer erfahrenen Praxis für komplementäre Krebstherapie und Hyperthermie? Dann nehmen Sie hier direkt Kontakt zur Praxis Hyperthermie Stuttgart/Filderstadt auf – Ihrem Partner für alternative Krebstherapie.

 

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